Kathedrale La Seu
Übersicht
Die Kathedrale der Heiligen Maria in der spanischen Hafenstadt Palma, der Hauptstadt der Baleareninsel Mallorca, ist die Bischofskirche des Bistums Mallorca. Sie wird im Volksmund oft einfach La Seu genannt, der katalanische Ausdruck bedeutet „der Bischofssitz“. Nach der Befreiung von der Maurenherrschaft begann König Jaume I. mit dem Bau auf dem Platz einer islamischen Moschee, die Grundsteinlegung erfolgte 1230. Unter Jaume II., dem Sohn des Eroberers, wurde ab 1306 von der Hauptapsis her der eigentliche Bau der Kathedrale begonnen. Sie sollte auch als Mausoleum für das mallorquinische Königshaus dienen; Jaume II. und III. sind hier begraben.
Kathedrale von Mallorca
Der Bau des Kirchenschiffs wurde 1587 abgeschlossen, das Hauptportal wurde im Jahr 1601 geweiht. Die Arbeiten an der Hauptfassade begannen 1852 und wurden erst Anfang des 20. Jahrhunderts beendet. Die Kathedrale von Mallorca ist ein bedeutendes Zeugnis für Kunst und Glauben auf der Insel. Die Kathedrale ist zudem ein einzigartiges Beispiel für den gotischen Baustil der mittelalterlichen Christenheit, den sie auf höchst beeindruckende und gelungene Weise verkörpert. Sie zählt zu den bemerkenswertesten und großartigsten Bauwerken und Kulträumen, die je von Menschenhand erschaffen worden sind. Die katholische Gemeinde Mallorcas feiert seit sieben Jahrhunderten in dieser Kathedrale ihren Glauben an Christus.
Die Kathedrale verfügt über einen Bestand von neun Glocken aus fünf Jahrhunderten. Unter den europäischen Bischofskirchen nimmt das Geläut eine herausragende Stellung ein: Vier von sechs Glocken stammen aus dem Jahre 1312; die anderen beiden wurden 1642 und 1991 neu gegossen. Die große Glocke, genannt N'Aloi, wird nur zu den festlichsten Anlässen geläutet und gehört mit ihren rund 4.600 Kilogramm bei 2 Metern Durchmesser nicht nur zu den größten Glocken Spaniens, sondern ist zugleich die größte beweglich geläutete Glocke des Landes.
Es enstand eine gotische Kathedrale, die in ihrer Art einmalig ist in Europa. Höhe und Breite ihrer drei Schiffe, allein ruhend auf vierzehn schlanken Säulen, lassen sie zum „durchgeistigsten“ Gebäude der Gotik werden, wie es sich in der einzigartigen Proportion von offenem Raum und reduzierter Trägerkonstruktion ausdrückt.
„Selten ist es Menschen gelungen, Materie derart zu vergeistigen“ (Santiago Rossinyoll).
Diese Kathedrale ist das Werk von Generationen von Künstlern, darunter einige, die in den Mittelmeerländern sehr bekannt sind. Aber sie ist auch ein Werk der Großzügigkeit vieler mallorquinischer Christen, Geistlichen und Laien, Adeligen und Handwerkern, Bürgern und Bauern, die hier zu Ehren Gottes und für seine Gemeinde am Ufer des Meeres ein Haus des Gebetes errichteten.
Die Kathedrale La Seu besitzt insgesamt drei Kirchenschiffe, ist 109,50 m lang und 33 m breit. Das Hauptschiff misst 75,50 m in der Länge und 19,50 m in der Breite. Die beiden Seitenschiffe ziehen sich über 86 m hin und sind 10 m breit. Das Presbyterium mit dem Chor, auch Königskapelle genannt, hat eine Grösse von 34 m mal 16 m. Die Säulen kommen auf eine Höhe von 30 m. Das Hauptschiff ist 44 m hoch und die Seitenschiffe 30 m. Das über dem Presbyterium gelegene Rosettenfenster des Zentralraums hat einen Durchmesser von 12,55 m und ist damit das grösste seiner Art. Weitere 5 Rosetten sowie 60 künstlerisch gestaltete Glasfenster erleuchten heute die Kathedrale. Der im 14. Jahrhundert begonnene Bau erreichte 1587 mit der Anbringung des letzten Gewölbekranzes den Abschluss des Kirchenschiffes.
Baustile
Das Hauptportal der Kirche wurde im Jahr 1601 eingeweiht. 1852 begannen die Arbeiten an der Hauptfassade. Sie wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts abgeschlossen. In dieser Kirche haben sämtliche Stilrichtungen seit dem Mittelalter ihre künstlerischen Spuren hinterlassen. Von Baubeginn bis zur Fertigstellung der Kathedrale in ihrem Inneren folgte man dem gotischen Baustil in seiner reinsten und ausgewogensten Form, wie er aus Katalonien und Südfrankreich bekannt ist. Eine verzierungsreichere Weiterentwicklung dieses Stils findet sich im Seitenportal, das auf das Meer hinausschaut (14. / 15. Jahrhundert). Das sogenannte Almosen-Portal auf der Gegenseite folgt bereits dem ästhetischen Empfinden der Spätgotik.
Die Renaissance, mit Platereskenstil und Manierismus, halten seit dem 16. Jahrhundert ihren Einzug in die Kathedrale. Der Barock blühte in vielen Altaraufsätzen der Seitenkapellen: Corpus Christi, Unberfleckte Empfängnis, Hl. Sebastian, Hl. Benedikt, Hl. Martin etc. Die Neoklassik prägte den Bau der Taufkapelle sowie des Mausoleums des Grafen von der Romana. Schliesslich steuerte Antoni Gaudi durch seine Restaurierungs- und Dekorationsarbeiten in den Jahren 1904 bis 1914 auf Initiative des Bischof Campins seinen genialen Kunstwillen bei, der sich im Umfeld des Modernismus bewegte. Dieser berühmte Architekt und gottesfürchtige Mann nahm unter der liturgischen Leitung des Bischof Campins eingreifende bauliche Änderungen vor.
Der Chorraum wurde aus der Mitte des Kirchenschiffes verlegt und der Königskapelle eingegliedert; der Stuhl des Bischofs - namengebend für die Kathedrale - wurde erneuert; die Gläubigen erhielten freien Blick auf den Hochaltar. Seine Umgestaltungen hinterließen einen Kirchenraum, der schon fast den Anweisungen des 2. Vatikanums (1962 - 1965) für die Eucharistiefeier entsprach. Als Beitrag des 21. Jahrhunderts hat der mallorquinische Künstler Miquel Barcelö die Kapelle des Allerheiligsten neugestaltet. Die große Orgel ist das Werk des Mallorquiners Gabriel Tomas und stammt vom Ende des 18. Jahrhunderts. Sie wurde zuletzt im Jahre 1993 restauriert und überholt.
Zwei Kapitelsäle sowie das Erdgeschoss des Glockenturms dienen seit 1932 zur Unterbringung des Museums der Kathedrale. Im Erdgeschoss und dem gotischen Kapitelsaal werden Skulpturen, Gemälde und gotisches Silberwerk ausgestellt. Hervorzuheben sind zwei „Rimmonim“ des 14. Jahrhunderts, die aus der Synagoge von Cammarata (Sizilien) stammen, und die heute die ältesten noch erhaltenen Exemplare solcher Verzierungen des Schriftrollenstabes sind. Erwähnenswert auch eine Sammlung von Truhen (darunter eine islamische aus dem 12. Jahrhundert) sowie die große Prozessionsmonstranz und diverse Reliquienschreine.
In der Mitte des gotischen Kapitelsaales befindet sich das Grab des letzten Gegenpapstes der Westkirche, Clemens VIII. (1369 - 1447). Er war von 1431 bis 1447 Bischof von Mallorca. Gil Sánchez Muñoz y Carbón (genannt Doncel, * 1369 in Teruel in Aragón; † 28. Dezember 1447 auf Mallorca) war von 1423 bis zu seinem Verzicht 1429 als Clemens VIII. Gegenpapst in Peñíscola. Es handelte sich um einen Nachklang des 1417 beendeten abendländischen Schismas mit konkurrierenden Papstansprüchen in Rom und Avignon. Der großartige barocke Kapitelsaal - erst 2001/02 letztmalig restauriert - zeigt barocke Goldschmiedekunst und Elfenbeinskulpturen. Besondere Beachtung verdienen das heilige Kreuz und zwei große Kandelaber aus Silber aus dem 18. Jahrhundert.
Typisch Mallorca
- Landgut Els Calderers in der Gemeinde Sant Joan;
- Puig de Sant Miquel in der Gemeinde Montuiri;
- Parc natural de s’Albufera de Mallorca in der Gemeinde Muro;
- Ermita de la Victòria in der Gemeinde Alcúdia;
- Ermita de Betlem in der Gemeinde Artá;
- Talayot-Siedlung Ses Païsses in der Gemeinde Artà;
- Valldemossa mit der Kartause und dem Kulturzentrum Nord in der Gemeinde Valldemossa;
- Son Marroig - Herrensitz in der Gemeinde Deià;
- Historisches Alcúdia in der Gemeinde Alcúdia;
- Römisches Pollentia in der Gemeinde Alcúdia ;
- Santuari de Nostra Senyora de Gràcia in der Gemeinde Algaida;
- Ermita de Sant Honorat in der Gemeinde Algaida;
- Santuari de Nostra Senyora de Cura in der Gemeinde Algaida;
- Santuari de Lluc mit der „Schwarzen Madonna“ in der Gemeinde Escorca;
- Bucht Sa Calobra in der Gemeinde Escorca;
- Torrent de Pareis in der Gemeinde Escorca;
- Santuari de Monti-Sión in der Gemeinde Porreres;
- Nekropole von Son Real in der Gemeinde Santa Margalida;
- Talaiot de sa Cova de sa Nineta in der Gemeinde Santa Margalida;
- Cap de Formentor in der Gemeinde Pollença;
- Santuari de la Mare de Deú del Puig in der Gemeinde Pollença;
- Castell del Rei auf einem Berg über dem Tal von Ternelles in der Gemeinde Pollença;
- Arabische Bäder in Palma de Mallorca;
- Castell de Bellver in Palma de Mallorca;
- La Seu Kathedrale in Palma de Mallorca;
- Sehenswürdigkeiten in Palma de Mallorca;
- Almudaina Palast in Palma de Mallorca;
- Jardí del Bisbe - ehem. Bischofsgarten in Palma;
Quellenhinweise:
Die Fotos "Grab des Bischofs Gil Sanchez Muñoz (1429 - 1446); Orgel von Gabriel Tomas; (2 Fotos) - Autor: José Luis Filpo Cabana" werden veröffentlicht unter der Lizenz Attribution-ShareAlike 3.0 Germany (CC BY-SA 3.0 DE).